Die gesamte Prothese wird über das Becken bzw. den Beckenschaft gesteuert.
Wir trainieren mit dir den täglichen Gebrauch deiner Hüftex-Prothese.
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Bei einer Hüftexartikulation wird das gesamte Bein durch eine Exartikulation (=operative Abtrennung eines Gliedes im Gelenk) im Hüftgelenk amputiert. Dabei wird der Hüftkopf aus der Hüftpfanne entfernt, das Becken und das Sitzbein bleiben in der Regel erhalten. Im Falle einer Hemipelvektomie dagegen werden das Bein inklusive Teile des Beckens amputiert. Notwendig ist eine Hüftexartikulation u.a. bei Tumoren, schweren Traumata und Infekten.
Eine Hüftexartikulation stellt die prothetische Versorgung vor eine große Herausforderung – normalerweise wird eine Beinprothese nämlich vom Unter- oder Oberschenkelstumpf des Anwenders gesteuert. Im Falle einer Hüftexartikulation dagegen ist kein entsprechender Stumpf vorhanden. Die Steuerung muss ausschließlich über das Becken geschehen. Diese besondere Situation macht die Anfertigung einer Hüftexartikulationsprothese (auch Hüftex-Prothese oder Beckenkorbprothese) zu einem absoluten Spezialgebiet in der Beinprothetik, das ein hohes Maß an Know-how und Expertise verlangt.
Das Becken wird in einen HTV-Silikon-Kontaktschaft, den sogenannten Beckenschaft, eingebettet. Er stellt die Verbindung zwischen Prothese und menschlichem Körper dar. Die Ausführung des Schaftes hat maßgeblichen Einfluss auf Komfort und Bedienbarkeit der Prothese.
Du kannst zwischen 3 Konzepten wählen:
Hüftgelenk: Sowohl Hüft- als auch Kniegelenke dienen der Schwung- und Standphasenregulierung. Wir verwenden u.a. die Ottobock-Hüftgelenke (z.B. 7E10 Helix Hüftgelenk, 7E9), die unsere Anwender aufgrund ihrer Funktion überzeugen konnten.
Kniegelenk: Für ein sicheres, dynamisches Gehen und um die Funktion des Hüftgelenks voll ausschöpfen zu können, empfehlen sich die E-Legs von Ottobock (z.B. C-Leg, Genium, Kenevo).
Fuß: Entsprechend der jeweiligen Mobilität kommen diverse Carbonfeder-Fußsysteme zum Einsatz.
Kosmetisch bestehen 2 Möglichkeiten:
Eine geteilte Variante, welche die Gelenke frei hält und somit wenig Einfluss auf die Funktion der Prothese ausübt. Diese Kosmetik ist bei Anwendern beliebt, die einen offensiven Umgang mit der Prothese pflegen.
Eine Hüftex-Prothese zu führen erfordert vonseiten des Anwenders einen hohen Konzentrations- und Energieaufwand. Mit der begrenzten Steuerungsmöglichkeit des Beckens muss es gelingen, die Bewegung der mechanischen Sprunggelenk-, Kniegelenk- und Hüftgelenk-Passteile zu koordinieren.
Dem Prothesenschaft kommt hierbei eine zentrale Rolle zu. Seine Passform muss möglichst körpernah und druckstellenfrei sein, mit wenig Bewegungseinschränkung im Lendenwirbelbereich und einer direkten Steuerungsmöglichkeit. Wir haben uns dieser Herausforderung gestellt und konnten neue Materialien und Arbeitstechniken entwickeln, die den Schaftkomfort erheblich verbessern. Unser innovatives Schaftkonzept sieht den Einsatz einer individuellen Silikonhüfthose vor.
Mit dem Verschließen der Silikonhose komprimiert der Anwender sämtliche Weichteile und verhindert somit ihr unkontrolliertes Verschieben. So wird der Stumpf in der Hose großflächig komprimierend eingefasst. Diese Kompression schafft eine tragfähige, feste (Stumpf-)Oberfläche, die dem Beckenschaft den nötigen Halt gibt. Der Stumpf wird also durch die Silikonhose in eine gute Kondition versetzt, um den Schaft aufzunehmen und eine möglichst bewegungsfreie Adaption zwischen Stumpf und Prothese herzustellen.
Die Silikonhose bildet eine klare Trennschicht zum Beckenkorb. Das Material Silikon kommt in verschiedenen Shore-Härtegraden zum Einsatz. So können die für die Hose verwendeten HTV-Silikon-Mischungen in Abhängigkeit von der Gewebebeschaffenheit und empfindlichen Hautarealen weicher oder härter eingestellt werden.
Wir haben uns bei der Entwicklung des Beckenschaftes zum Ziel gesetzt, die festen Anteile des Schaftes zu reduzieren, um mehr Bewegungsfreiheit zu erreichen. Außerdem war es uns ein Anliegen, die Steuerung der Prothese zu optimieren. Der zweigeteilte Beckenschaft mit Inlays in Silikontechnik wird diesen Anforderungen gerecht.
Eine spezielle Verschlusstechnik öffnet und schließt den zweigeteilten Schaft. Die Silikonhose kann mit einem Klettverschluss problemlos verschlossen werden. Ein Nachziehen des Klettverschlusses ist selbst nach Anlegen des Beckenkorbes möglich.
Mit der Umsetzung unseres innovativen Schaftkonzepts konnten sowohl Schaftfunktionalität als auch Schaftkomfort optimiert werden:
1. Verbesserte Steuerung der Prothese:
2. Hygienische und hautschützende Stumpfbettung
Und was sind die Alternativen?
Selbstverständlich versorgen wir auch noch mit konventionellen Beckenkörben, wobei aus funktioneller Sicht keinerlei Gründe bestehen, Neuanwendern moderne Versorgungstechnologien vorzuenthalten. Erfahrene Anwender, die keinen Mehraufwand bei der Verschlusstechnik wünschen, oder höchste Anforderungen an die Kosmetik und das Volumen im Beckenbereich haben, können alternativ auch einen Beckenschaft aus Carbon mit einem semiflexiblen Anteil im Rückenbereich und individueller Silikonhüfthose wählen. Nach mehrjähriger Erfahrung zeigt sich der Einsatz eines Schaftsystems in Kombination mit Silikonhose als Mittel der Wahl und bringt ein großes Plus in der Versorgungsqualität der Hüftprothetik.