Auf unserem YouTube-Kanal findest du spannende Geschichten über Kinder mit Handfehlbildungen.
Wir organisieren regelmäßig Events für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die eine Prothese tragen.
Wir zeigen dir, an wen du dich wenden kannst, wenn du Kontakt zu anderen Betroffenen suchst, oder Fragen zum Thema Dysmelie hast.
Dysmelie ist ein Oberbegriff für unterschiedliche Fehlbildungen einer oder mehrerer Gliedmaßen, also der Beine oder Arme bzw. der Füße, Zehen, Hände oder Finger. Da Dysmelien bereits während der Schwangerschaft entstehen, handelt es sich um angeborene Fehlbildungen. Das Ausmaß kann sich von Kind zu Kind stark unterscheiden.
Für Eltern, die erfahren, dass ihr Kind von einer Dysmelie an Arm oder Hand betroffen ist, stehen viele Fragen im Raum: Welche Einschränkungen wird mein Kind haben? Was wird es mit einer Arm- oder Handfehlbildung können – und was nicht? Wie sehr wird die Fehlbildung das Leben meines Kindes beeinträchtigen?
Diese Fragen lassen sich nicht pauschal beantworten, da jede Dysmelie unterschiedlich ausgeprägt ist. Deshalb benötigt auch jedes Kind ein individuelles, an seinen Alltag und Entwicklungsstand angepasstes Therapie- und Hilfsmittelkonzept.
Gerne beraten wir betroffene Eltern unverbindlich und klären darüber auf, welche individuellen Möglichkeiten der Funktionsverbesserung bestehen.
Die Wissenschaft stellt zahlreiche Vermutungen zu den Ursachen von Dysmelien an. In rund 60 % aller Fälle existiert allerdings noch keine Erklärung für das Auftreten von Fehlbildungen an der Hand oder dem Arm.
Fest steht, dass Dysmelien vererbt oder durch einen Gendefekt verursacht werden können. Viel wahrscheinlicher sind allerdings äußere Einflüsse. So verursachen beispielsweise verschiedene Virusinfektionen Hand- und Armfehlbildungen beim Kind. Doch auch eine Mangelernährung der Mutter während der Schwangerschaft oder das Amniotische-Band-Syndrom (ABS) sind denkbare Ursachen für eine Dysmelie. Bei dem ABS, das auch als Schnürringsyndrom bzw. Schnürfurchensyndrom bekannt ist, handelt es sich um Abschnürungen von bereits entwickelten Gliedmaßen, Zehen oder Fingern durch faserartige amniotische Bänder (Bindegewebebänder) im Mutterleib. Die Amnionbänder können kaum wahrnehmbare Einschnürungen bis hin zu Amputationen verursachen. Im Vergleich zum dysmelen Stumpf, der glatt und rund ist, erkennt man an amniotischen Stümpfen Schnürfurchen bzw. Einkerbungen. Neben dem Amniotischen-Band-Syndrom können noch weitere Faktoren wie z.B. bestimmte Medikamente, Strahlung oder Durchblutungsstörungen des ungeborenen Kindes eine Arm- oder Handfehlbildung hervorrufen.
Dysmelie-Patienten leiden häufig unter Funktionseinschränkungen der fehlgebildeten Hände oder Arme, die unterschiedliche Ausmaße annehmen können.
Mögliche Folgeerscheinungen sind insbesondere Haltungsfehlstellungen:
Extremitätenfehlbildungen werden grundsätzlich in zwei Gruppen eingeteilt:
Innerhalb dieser beiden Gruppen bestehen zahlreiche Ausprägungen unterschiedlicher Dysmelien. Die Wissenschaft klassifiziert sie auf verschiedene Art und Weise. Im folgenden Überblick lehnen wir uns an die vier Kategorien von Ilse Martin an:
Transversale Fehlbildungen:
1. Amelie: komplettes Fehlen einer oder mehrerer Extremitäten. Felen alle vier Gliedmaßen, spricht man von einer Tetraamelie.
2. Peromelie: Stumpfbildung einer Gliedmaße. Der Stumpf ist amputationsähnlich und regelmäßig geformt. In der Regel tritt die Peromelie einseitig auf, ohne weitere begleitende Fehlbildungen.
Longitudinale Fehlbildungen:
3. Phokomelie: Fehlen oder Verkürzung der langen Röhrenknochen. Die Hand schließt direkt an die Schulter an, der Fuß an der Hüfte.
4. Ektromelie: Sammelbegriff für Hypoplasien (Unterentwicklungen) und Aplasien (Fehlen bestimmter Körperteile) einzelner oder mehrerer Röhrenknochen. Verkürzung von Röhrenknochen bzw. Fehlen eines Knochenpartners doppelknöchiger Extremitäten. Im Bereich der oberen Extremität umfasst die Ektromelie Fehlbildungen der Unterarmknochen sowie der Hände. Dazu gehören z.B. die Spalthand (keilförmiger Defekt der zentralen Strahlen der Hand), die radiale und die ulnare Klumphand, sowie die Unterentwicklung oder das Fehlen von Fingern in Verbindung mit Fehlbildungen der doppelknöchigen Arme.
Eine weitere Unterscheidungsmöglichkeit bietet folgende Übersicht:
A) Körperteile fehlen (Aplasie)
Beispiele:
B) Körperteile wachsen zusammen
Beispiele:
C) Doppelbildungen (Polymelie)
Beispiel:
D) Über- oder Unterentwicklungen
Beispiele:
Die FIRST Prothese ist eine Armprothese für Kleinkinder mit verschiedenen Wechsel-Aufsätzen.
Eine Funktionshilfe ist ein individuelles Werkzeug für die Hand oder den Arm, das dir die Ausübung einer bestimmten Tätigkeit (z.B. essen, Fahrrad fahren, musizieren etc.) erleichtert.
Vereinbare telefonisch einen Termin oder schreibe uns eine Nachricht!
Abgesehen davon, dass sich das äußere Erscheinungsbild des Arms oder der Hand vom Durchschnitt der Bevölkerung unterscheidet, sind die betroffenen Kinder in den aller meisten Fällen gesund. Im Vergleich zu einem Kind mit gesunden Extremitäten bestehen zwar funktionelle Unterschiede, diese können allerdings von frühster Kindheit an durch das Erlernen von Kompensationsmechanismen gut ausgeglichen werden. Kinder mit Dysmelie entwickeln häufig eine erstaunliche Geschicklichkeit und Sensibilität, was das Hantieren mit ihren fehlgebildeten Händen oder Armen betrifft. Nichtsdestotrotz sollte eine frühzeitige Behandlung angestrebt werden, damit der Säugling von Geburt an die notwendigen Entwicklungsschritte durchlaufen kann und die Möglichkeit erhält, vielfältige Bewegungserfahrungen zu sammeln.
Zunächst muss das Therapieziel formuliert werden. Oberstes Ziel sollte dabei stets eine möglichst hohe Selbstständigkeit des Kindes sein – ob zuhause oder unterwegs. Die Therapiemöglichkeiten einer Dysmelie sind breit gefächert und müssen individuell an Alltag und Entwicklungsstand des Kindes angepasst werden.
Prothesen oder Alltags-Hilfen können neben kosmetischen Aspekten auch funktionelle Vorteile für Patienten mit Dysmelie bieten. Wichtig ist, dass das Hilfsmittel die Aktivität des Kindes nicht einschränkt, sondern fördert.
Neben Greif-Hilfen, die dem Kind als eine Art Werkzeug dienen, und einfachen, passiven Armprothesen können auch komplexere Modelle (myoelektrisch gesteuerte Versorgungen) bereits im Kleinkindalter eingesetzt werden. Diese Armprothesen ermöglichen ein beidseitiges bzw. bilaterales Hantieren.
Unter Berücksichtigung des Schweregrades und der Besonderheiten wird die therapeutische Vorgehensweise auf die jeweilige Hand- oder Armfehlbildung abgestimmt. Die vom Arzt verordnete Ergotherapie trainiert schwerpunktmäßig sämtliche Alltagsfähigkeiten des Patienten. Die Physiotherapie sorgt für eine bessere Beweglichkeit. Mithilfe spezieller Übungen lassen sich Muskulatur und Ausdauer aufbauen.
Des Weiteren unterstützen Ergo- bzw. Physiotherapeuten das Kind bei der Erprobung von Hilfsmitteln, Adaptionen oder Schienen. Sie helfen dem Kind dabei, die Prothese in sein Körperschema zu integrieren und zum Teil auch in die Gestik miteinzubeziehen.
Ist die Greiffunktion aufgrund einer Dysmelie nicht gegeben und sind womöglich auch noch beide Hände betroffen, kann eine Operation zur Verbesserung der Beweglichkeit in Erwägung gezogen werden. Beispiele hierfür sind stumpfverlängernde Maßnahmen, operative Teilungen von Löffelhänden oder Zehentransfers. Der Eingriff wird von spezialisierten Handchirurgen durchgeführt. In welchem Lebensalter der richtige Zeitpunkt für eine Operation ist, richtet sich nach der Ausprägung der Dysmelie.
Im Gegensatz zu amputierten Patienten fehlt Kindern, die mit einer Dysmelie auf die Welt kommen, in ihrem Körperbild zunächst einmal nichts. Mit ihren zwei unterschiedlich ausgeprägten Händen fühlen sie sich als ganze Person mit einem intakten Körperschema. Es treten weder Stumpf- noch Phantomschmerzen auf. Die fehlgebildete Extremität verfügt wie jede gesunde Hand über eine vollständige Sensibilität.
Kinder mit Dysmelie nehmen daher eine Hilfsmittelversorgung in der Regel anders wahr als amputierte Patienten. Für Dysmelie-Patienten fungiert eine Prothese oder eine Funktionshilfe nicht grundsätzlich als Ersatz, sondern in erster Linie als situatives Werkzeug zur Erreichung bestimmter Ziele.
Der große Vorteil einer Prothese oder Funktionshilfe: das Hilfsmittel kann Überlastungen und Verschleißerscheinungen reduzieren oder sogar vermeiden, die durch eine Überbeanspruchung der Gegenseite hervorgerufen werden. Außerdem können Prothesen oder Funktionshilfen, wie z.B. Ess-, Schreib-, Sport- oder Musizierhilfen, dem Kind völlig neue Möglichkeiten eröffnen. Weil die Ausübung dieser neu erworbenen Fähigkeiten zusätzlich das Gehirn trainiert, können derartige Hilfsmittel auch positiv zur kognitiven Entwicklung des Kindes beitragen.
Seit Jahrzehnten behandeln wir sehr erfolgreich Kinder mit fehlgebildeten Händen oder Armen. Unsere Prothetik-Experten nutzen ihren einzigartigen Erfahrungsschatz und ihr Know-how, um jedes Kind mit dem Hilfsmittel zu versorgen, das exakt auf seine individuellen Bedürfnisse und Anforderungen zugeschnitten ist.
Lass dich inspirieren! Wir begleiten viele interessante Patienten während ihres Pohlig-Termins und geben dir persönliche Einblicke.
Für alle, die noch tiefer in die Materie eintauchen wollen, haben wir zu fast jedem Versorgungsbereich ein passendes Video.
Wirf einen Blick hinter die Pohlig-Kulissen und informiere dich über Krankheitsbilder und unsere innovativen Hilfsmittellösungen!
Manchmal witzig, manchmal erklärend, manchmal emotional - aber vor allem immer unterhaltsam: unsere Videos auf TikTok!